“ Energie aus Gülle und Festmist …“

- die hofeigene Biogasanlage:

Den eigenen Hof im Sinne einer umweltverträglichen Kreislaufwirtschaft mit selbst erzeugter Energie zu versorgen – das war schon lange der Wunsch von Kurt Ohrndorf. Ab dem Sommer 1998 war es dann soweit: Seitdem wird auf dem Hof Heckseifen der Flüssig- und Festmist von rund 80 Kühen und Rindern sowie von 9 Pferden in einer eigenen Biogasanlage verwertet.

Der Mist wird zunächst in einem 227 m³ fassenden unterirdischen Güllebehälter gesammelt. Die an der Behälterinnenwand verlegten wasserführenden Kunststoffrohre mit einer Gesamtlänge von 400 m erwärmen die Gülle anschließend auf ca. 35 ° Celsius. Bei dieser Temperatur und unter Luftabschluß werden diejenigen Bakterien besonders aktiv, welche die Gülle vergären. Hierdurch entsteht „Biogas“, das über ein Rohrsystem zu einem alten Seecontainer geleitet wird, in dem sich ein Foliensack mit 70 cbm Fassungsvermögen befindet. Von dort aus gelangt das methanhaltige Gas über eine weitere Rohrleitung zum „BHKW“ – dem Blockheizkraftwerk. Dieses „Herzstück“ der Anlage besteht aus einem alten Opelmotor, der über eine Kupplung mit einem 15 kW Elektromotor aus einem Heugebläse verbunden ist. Im Motor wird nun anstelle fossiler Kraftstoffe das Biogas verbrannt. Der Verbrennungsmotor wiederum treibt den Elektromotor an, der – jetzt zum Generator umfunktioniert – Strom liefert. Gleichzeitig wird die Abwärme des Motors und der Abgase über Warmetauscher gesammelt und zur Beheizung des Gärbehälters, der Wohn- und Betriebsgebäude sowie zur Warmwasserbereitung genutzt. Der erzeugte Strom deckt zunächst einmal den Bedarf des Hofes. Der überschüssige Strom geht gegen eine Einspeisevergütung in das Netz der RWE. Auf diese Art und Weise flossen in der Zeit zwischen August 1998 und August 2007 insgesamt 270 000 kWh in das öffentlicheStromnetz, 180 000 kWh Strom wurden im eigenen Betrieb verbraucht. Im selben Zeitraum erzeugte die Anlage weitere 800 000 kWh an Wärmeenergie.

Mit ihrer Biogasanlage hat die Familie Ohrndorf ihr „persönliches Klimaschutzziel“ voll erreicht. Denn bei der Nutzung von Biogas gelangt kein zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre. Durch die Verbrennung wird zwar neben Wasserdampf auch Kohlendioxid freigesetzt, aber nur soviel, wie vorher über das Futter der Weidetiere aus dem natürlichen Kreislauf entnommen wurde. Und dieselbe Menge an Kohlendioxid nehmen die Pflanzen als „nachwachsende Rohstoffe“ anschließend wieder aus der Atmosphäre auf. Biogas ist somit eine „erneuerbare“ Energie, die fossile Energieträger ersetzen kann. Allein schon die auf dem Hof bisher erzeugte Menge von 370 000 cbm Biogas führten zu einer Einsparung von rechnerisch 230 000 Liter Heizöl ! Ein weiterer nützlicher Nebeneffekt der Biogastechnik besteht darin, dass der Düngewert der Gülle und ihre Pflanzenverträglichkeit durch die Vergärung verbessert wird, während die Geruchsbelästigung beim Ausbringen der Gülle auf die Wiesen und Felder deutlich abnimmt. Auch wird das klimaschädliche Methangas, das beim Ausfahren der Gülle freigesetzt werden kann, in Biogasanlagen unschädlich gemacht.

Rund 80 000 Euro hätte die Anlage gekostet, wäre sie von einem Fachbetrieb gebaut und installiert worden. Nicht so bei Ohrndorfs. Denn die meisten Komponenten der Anlage wurden selbst ausgedacht, selbst angefertigt oder umgebaut – vom Gasspeicher über den zuverlässig summenden PKW-Motor, den Generator und die Wärmetauscher bis hin zum Warmwasserpufferspeicher aus einem ausgedienten Flüssiggastank und der Abgasanlage. Lediglich den zentralen Schaltschrank zur Steuerung der gesamten Vorgänge fertigten Lehrer und Schüler der Berufsschule in Weilburg. Die Kosten der Anlage konnten deshalb im wesentlichen auf die Materialkosten – nämlich rund 50 000 Euro - reduziert werden.

Vom Bund für Umwelt und Naturschutz, Kreisgruppe Siegen, wurde den Ohrndorfs für ihren vorbildlichen Einsatz bei der Errichtung der ersten landwirtschaftlichen Biogasanlage im Kreis eine Umwelturkunde verliehen – ein Dankeschön, das die Familie zu schätzen weiß.

Der Opel-Motor mit dem angekoppelten Generator ist das „Herzstück“ der Biogasanlage auf dem Hof Heckseifen in „Hollekusse“. Die Energie im methanhaltigen Biogas wird in diesem selbsterstellten Blockheizkraftwerk zum einen in elektrischen Stom und zum anderen in Wärme umgewandelt.



Die entgaste, jetzt geruchsärmere Gülle wird als wertvoller Dünger auf Grünland und Acker ausgebracht.